Bericht zum Deutschlehrertag 2015, am 28.11.2015 im Goethe-Institut Rabat/Marokko
Der marokkanische Deutschlehrerverband und das Goethe-Institut Marokko haben gemeinsam am 28.11.2015 den 14. marokkanischen Deutschlehrertag unter dem Motto „ Deutsch in Marokko ein Plus“ im Goethe-Institut Rabat ausgerichtet. Der jährlich stattfindende Deutschlehrertag ist ein Event in Kooperation zwischen dem marokkanischen Deutschlehrerverband (AMPA), dem Goethe-Institut Marokko und der Deutschen Botschaft Rabat.
Zirka 100 Deutschlehrerinnen, Deutschlehrer und Gäste sind der Einladung gefolgt.
Die Veranstaltung wurde von dem Vorsitzenden des marokkanischen Deutschlehrerverbandes, Herrn Mohamed Satour, eröffnet. Anschließend sprachen der Leiter des Goethe-Instituts Marokko, Herr Dr. Friedrich Dahlhaus, die Leiterin der Sprachabteilung des Goethe-Instituts Marokko, Frau Karin Ende und der Kulturreferent der Deutschen Botschaft in Marokko, Herr Ralf Lorig.
Der diesjährige Deutschlehrertag begann mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „ Sprachenpolitik und Mehrsprachigkeit in Marokko“, an der Herr Hassan Smaili, Vertreter des Obersten Rates für Erziehung, Bildung und Forschung Marokkos, Herr Ralf Lorig, Herr Dr. Friedrich Dahlhaus, Herr Prof. Dr. Mohammed Elbah vom Lehrbereich Germanistik der Universität Mohamed V, die Germanistikdozentin Frau Rachida Zoubid, Frau Gabriele Harb, Expertin für den Unterricht am Goethe-Institut Marokko sowie Herr Mohamed Satour teilnahmen. Moderiert wurde die Diskussion vom ehemaligen AMPA-Vorsitzenden, Herrn Laarbi Benbrahim.
Schwerpunkt der Diskussion war die Stellung der deutschen Sprache in Marokko vor dem Hintergrund der 2014 begonnenen Bildungsreform in Marokko.
Nach einer Erhebung von Regionalvertretern des Bildungswesens steigt die Zahl der Deutschlernenden an privaten Sprachlerninstitutionen, während die öffentlichen Schulen einen Rückgang an Deutschlernenden verzeichnen. Eine Ursache für den Rückgang von Deutsch im Schulsektor könnte darin liegen, dass seit Neuestem für den Zugang an marokkanischen Hochschulen Englisch erforderlich ist und Deutsch damit vierte Sprache geworden ist.
Der Vertreter des Obersten Bildungsrates betonte, dass Deutsch nicht benachteiligt sei, sondern gleichberechtigt neben Italienisch oder Spanisch stehe. Die Diskussion ergab, dass viele Gründe für das Erlernen der deutschen Sprache in Marokko sprechen: vor allem zwei Faktoren sind ausschlaggebend: Deutschland gilt als ein attraktiver Standort für ein Studium und viele Marokkaner sind daran interessiert, in Deutschland zu arbeiten.
Alle Referenten und Beteiligten waren sich einig, dass die Stellung von Deutsch im marokkanischen Bildungssystem nur durch eine erfolgreiche Sprachenpolitik gestärkt werden könne. Dies solle in enger Kooperation mit allen verantwortlichen marokkanischen und deutschen Institutionen sowie in Zusammenarbeit mit Vertretern anderer Fremdsprachen erfolgen und statt in Konkurrenz zu anderen Fremdsprachen zu gehen, Mehrsprachigkeit als Wert in der modernen Gesellschaft betonen.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion stellte Karin Ende das neue Qualifizierungsprogramm des Goethe-Institutes für DaF-Lehrende „ Deutsch Lehren Lernen“ vor.
Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden des Deutschlehrertages die Gelegenheit, an einem von vier parallelen Workshops teilzunehmen, um Anregungen und Ideen zu verschiedenen fachrelevanten Themen zu bekommen und sich auszutauschen.
Ein Workshop wurde von Ines Nabil, Sprachlehrerin am Goethe-Institut Rabat, geleitet. Unter dem Titel „ Kompetenzorientierung und standardisierte Sprachprüfungen“ wurden die existierenden standardisierten Sprachprüfungen vorgestellt und wurde aufgezeigt, wie im Unterricht auf die für das Bestehen der Prüfungen erforderlichen Kompetenzen vorbereitet werden kann.
In einem weiteren Workshop unter der Leitung von Barbara Belghiti, ebenfalls Lehrerin am Goethe-Institut Rabat, haben sich die Teilnehmenden mit dem Thema „Interaktionsorientierung im Unterricht Deutsch als Fremdsprache“ beschäftigt. Der Workshop gab Gelegenheit, am Beispiel von Interaktionsorientierung das Material und den fortbildungsdidaktischen Ansatz des reflektierenden Erfahrungslernens kennenzulernen und einen Einblick in die zahlreichen Videoaufzeichnungen zum Deutschlernen weltweit zu erhalten.
In einem dritten Workshop wurde von Gabriele Harb das Projekt der Region Nordafrika-Nahost „ Glaubst du mir“ vorgestellt. Bei diesem Projekt handelt es sich um ein digitales landeskundliches Projekt, das darauf abzielt, Jugendliche zur Reflexion bzw. zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Aspekten Wahrheit und Konstrukt anzuregen. Das Resultat soll eine digitale Ausstellung sein, bei der die besten „Werke“ prämiert werden. Das Projekt ist für 2016 geplant.
Der vierte Workshop zum Thema “Werbung für Deutsch”, den der Vorsitzende des marokkanischen Deutschlehrerverbandes, Mohammed Satour, leitete, hatte das Ziel, den Deutschlehrenden unter Berücksichtigung der Landesspezifik Anregungen und Ideen mitzugeben, wie die marokkanischen Schülerinnen und Schüler für das Erlernen der deutschen Sprache begeistert werden können und das Ansehen von Deutsch in Marokko gefördert werden kann.
Die Teilnehmenden des Deutschlehrertages hatten darüber hinaus während der Kaffeepausen am Vor-und Nachmittag Gelegenheit, vier Stände zu besuchen: Alumni-Portal Deutschland, DAAD, AMPA sowie Librairie Papeterie Nationale, lokaler Vertreter des Hueber-Verlags.
Das Tagungsprogramm schloss mit einem musikalisch-kulturellen Höhepunkt: Die Gruppe “Athir” aus Kenitra unter der Leitung von Jan Spieler bot Gnawa- Fusion und Rai-Musik dar. Sie begeisterten die Anwesenden mit schönen Klängen und neu interpretierten Songs.
Der Deutschlehrertag wurde dann noch überraschend mit einer erneuten Diskussion belebt. Herr Fuad Chafiqi, Leiter der Abteilung für Curricula im Bildungsministerium, konnte erst am Nachmittag als Gast erscheinen und stellte sich den Fragen des Publikums. Dabei ging er auf die zentralen Fragen ein, die den Deutschunterricht an marokkanischen Schulen und die marokkanischen Deutschlehrenden betreffen, wie z.B. der bevorstehenden Einführung eines neuen Lehrwerks, der Stellung von Deutsch als Unterrichtsfach im Rahmen der bevorstehenden Reform des Bildungswesens, das heißt Deutsch als 3.Fremdsprache und Wahlpflichtfach ab der 10.Klasse sowie der Tatsache, dass von früher 9 Inspektoren für Deutsch derzeit nur noch eine Inspektorin im Amt ist. Laut Herrn Chafiqi ist Deutsch als Schulfach an marokkanischen Schulen und die Situation der Deutschlehrenden durchaus ein wichtiges Thema im Bildungsministerium und eine Behebung der bestehenden Probleme und Schwierigkeiten ist vorgesehen.
Der 14. Deutschlehrertag wurde dann mit der Ehrung zweier kürzlich pensionierter Kollegen, dem Inspektor für Deutsch Abdenasseur Touil, und der Deutschlehrerin Fatima Lachhar, beendet.
Danksagungen der Vertreter des Goethe-Instituts und des AMPA-Vorstands an alle Beteiligten und an alle, die zum Gelingen des Deutschlehrertages beigetragen haben, bildeten den endgültigen Abschluss der Veranstaltung, welche eine sehr positive Resonanz hatte.